Einleitung: Dieses Tagebuch entstand Ende 2009 während meiner Reise nach Thailand. Es war meine erste Reise in den fernöstlichen Raum und ist daher voller Ersteindrücke. Öfter erwähnt werden meine mitreisenden Freunde, die Karlsruherin MacKenzie sowie die Hamburger Freunde Ishtar und nasebaer (datenhamster).
Tag 0: Jabba Dubai Duh!
Ich sitze im Dubai Airport Terminal vor dem Gate 232 und warte auf den Abflug des Fliegers nach Bangkok. Dank des extrem langen Aufenthaltes im Airport konnten wir uns in einer Emirates-Lokalität ohne Bezahlung einige Kleinigkeiten von einem Buffet schnappen. Ich fühle mich wohlig satt, aber trotz Dösen im Flieger ein wenig müde. Es ist 01:41 Uhr Ortszeit (22:41 Uhr in der Heimat) und der Flieger geht um 09:40 Uhr. Es ist also noch genügend Zeit, unter anderem für diesen Text.
Man merkt schon dem Airport von Dubai an, dass man in einer anderen, vielleicht sogar ganz eigenen Welt gelandet ist. Alles wirkt übertrieben schmuck, prunkig, edel. Das Werbe- bzw. Präsentationsvideo über Dubai während des Landeanflugs im Flieger hatte einen ähnlichen Stil und könnte fast als Motivationshilfe für angehende Hedonisten taugen. Doch die knappen Ausblicke während des Landeanfluges auf das Lichtermeer der großen Stadt, die schon von weit her als große helle Kuppel sichtbar ist, entschädigten mit ihrer Schönheit für diese Übertreibungen. Im Golf vor der Stadt entdeckten wir im umgebenden Dunkel eine erhellte Ölbohrplattform. Doch auch Hamburg war von oben ein Erlebnis: Bei relativ klarem Himmel flogen wir über die Hafenstadt und die von unten riesigen Kräne und Containerschiffe wirkten so klein wie die Modelle im Miniaturwunderland.
Tag 1: Endlich da!
Die Nacht in Dubai gestaltete sich nach Mitternacht dann doch wenig gemütlich. Erst als einige Flieger fort und Menschen mit sich genommen hatten, wurde es leerer. So konnte ich selbst ab 03:00 Uhr dann auch einen der begehrten Liegesitze ergattern, um für zwei, drei Stunden die Augen zu schließen. Auch wenn der leichte Schlaf auf den recht unbequemen Liegen nicht richtig erholsam war, sorgte er doch dafür, dass ich am folgenden Morgen beim Boarding nicht allzu zerschlagen war. Außentemperatur in Dubai waren sehr warme 31 Grad; in der klimatisierten Halle brauchte ich aber eine Jacke, sonst wäre es arg kalt geworden.
Um 09:40 Uhr checkten wir schließlich in den Flieger nach Bangkok ein, erneut eine Boeing 777-300, mit der wir auch hergeflogen waren. Ursprünglich sollten wir mit einem der neuen A380 weiterfliegen, aber zu Ishtars und nasebaers Ärger waren wir umgebucht worden. Beide waren noch nie mit einer A380 geflogen und hatten sich als Flugzeugbegeisterte sehr darauf gefreut. Nun wieder eine 777 und wie das Schicksal es wollte, sogar ein altbekanntes: nasebaer konnte an der Registrierungsnummer erkennen, dass sie schon dreimal mit dieser Maschine unterwegs gewesen waren.
Der Flug verlief erneut ereignislos. Dank Fensterplätzen konnten wir beim Abflug einen Rundblick auf das in alle möglichen Sandtöne getauchte Dubai werfen; ein interessanter Anblick. Auch der Anflug auf Bangkok, das um 18:45 Uhr bei Dunkelheit in ein großes Lichtermeer getaucht war, war wunderschön. Der Terminal gestaltete sich gegenüber Dubai als extrem gesetzt und mutete bis auf die asiatischen Wandgemälde fast europäisch an. In der Domestic-/Inlandszone wirkte er teilweise sogar durch fehlende Deckenverkleidung wie eine Werkhalle. Nach der schnellen Immigration befanden wir uns auf thailändischem Boden und versorgten uns in der Bangkok-Airlines-Lounge mit Knabberkram und was zu Trinken. Um 21:00 Uhr sollte der Endspurt folgen, der Kurzstreckenflug nach Koh Samui.
Allerdings sollte der Abflug noch eine lange Weile auf sich warten lassen. Träge hingen wir zwei Stunden in der Wartehalle; immerhin waren die Sitze bequemer als in Dubai, so dass man sogar theoretisch im Sitzen hätte schlafen können – was ich angeblich laut meiner Gefährten sogar getan haben soll. Schließlich kam aber auch noch dieser Flieger, eine kleine A319 von Bangkok Airlines. Ich hatte einen Flug voller Turbulenzen erwartet, gerade wegen der kleinen Maschine und weil es auf Koh Samui hätte gewittern können. Es war aber alles ruhig.
Als wir aus dem Flieger stiegen, war das erste, was ich bemerkte, das feuchtwarme Klima. Hatte ich schon Befürchtungen, wie ich dieses als Liebhaber der borealen Nordregionen verkraften würde, so war ich positiv überrascht! Umstellung, klar… aber es ließ sich gut ertragen. Das zweite war der kleine und touristisch aufgehübschte Flughafen. Offene, runde Holzhütten reihten sich adrett aneinander. Die Terminalhalle bestand aus einigen offenen Tresen und einem verschnörkelt angelegten und mit Pflanzen verzierten Paketband, wo wir unsere Koffer in Empfang nahmen. Alles schreite den Touristen ein Willkommen entgegen. Einige Schritte weiter empfing uns unser Vermieter, ein Deutscher, der offensichtlich schon eine ganze Zeit auf der Insel lebte und unter anderem mit der Vermietung mehrerer Häuser an Touristen seinen Lebensunterhalt verdiente. Er war sehr freundlich und bemüht ein Gespräch in Gang zu bringen, was bei uns wegen der Müdigkeit durch die lange Reise allerdings schwierig war. Von ihm erfuhren wir, dass die Wirtschaftslage auch vor Samui nicht Halt machte und viele auf der Insel „Pleite“ seien. Ansonsten erzählte er uns die organisatorischen Notwendigkeiten, bevor er schließlich um 01:00 Uhr von dannen zog.
Tag 2: To Big Buddha
Mehrfacher Donner und das Prasseln von Regentropfen auf dem Blech des Vordaches weckten uns an diesem Morgen. Müde schlich ich nach sechseinhalb Stunden Schlaf nach draußen, wo sich schon die anderen tummelten. Ich fühlte mich unausgeschlafen und natürlich hätte ich wieder ins Bett gehen können, aber wozu: Im Urlaub will ich Neues sehen und nicht schlafen. So sah ich nun also Neues in Form des ersten Regens. Schon seit der Buchung der Tickets hatten wir gewitzelt, dass es in Thailand während der zwei Wochen sowieso die ganze Zeit regnen würde; schließlich beginnt im November die Regenzeit. Doch das Gewitter war bald vorbei und wir machten uns in Richtung Hauptstraße auf, um nach einem Frühstück zu suchen.
Der Big Buddha befindet sich auf einer kleinen Halbinsel, wo sich noch einige Häuser um ihn geschart hatten, in denen die für einen solchen Ort üblichen touristischen Sachen (Schnitzereien, Kleidung, Schuhe, Kleinkram) angeboten wurden. Mac stieg die einige Dutzend Stufen umfassende Treppe zu Buddha, dem man sich natürlich nur barfuß und einigermaßen bekleidet nähern durfte, alleine empor. Ich verzichtete vorerst, da wir auch nochmal wiederkommen wollten, und die beiden anderen Gefährten ebenso, kannten sie ihn natürlich schon von einer vorherigen Reise. Bald darauf stiefelten wir zurück zum Haus.
Tag 3: Sunken glasses
Erneut wanderten wir heute nach dem Aufstehen zum Frühstück zur altbekannten Lokalität an der nächsten Straßenecke. Der Ort war authentisch, das Essen ausgesprochen lecker und zudem mussten wir nur ein paar Schritte gehen. Ich wage die Voraussicht, dass wir für die kommenden eineinhalb Wochen dort Stammgäste werden. Ich bestellte mir heute Curry Rice with Pork.
Später wanderten Mac und ich noch zum Autoverleiher gegenüber, der uns von unserem Vermieter Claude empfohlen worden war. Die Preise stimmten absolut, wie wir später im Vergleich zum Avis am Flughafen feststellen sollten: Hier war es um ein Drittel preiswerter! Rund 1.300 Baht, also circa 30 EUR pro Tag, sollte ein Suzuki Vitaro kosten, ein Geländewagen mit Vierradantrieb, Klimaanlage und genügend Platz für vier Personen. Der Vierradantrieb und der höhere Radstand hat hier sogar praktischen Nutzen: Bei dem mal mehr, mal weniger lang andauernden, monsunartigen Regen steht das Wasser schnell mehrere Zentimeter auf der Straße und die nicht geteerten Nebenstraßen werden zu Schlammpisten.
Steve, der britische Inhaber des Ladens, war nicht da. Eine thailändische Angestellte tippte schnell eine Nummer in ihr Mobiltelefon und reichte es mir. Toll, kann ich mich doch zwar einigermaßen auf englisch im Ausland verständigen, doch ohne Gesten und Lippenbewegungen und zudem als Telefonierhasser fällt es mir doppelt schwer, mich mit dem Briten in seiner Muttersprache zu verständigen und ihn erstmal rein akustisch überhaupt zu verstehen. Immerhin erfahre ich obigen Preis, die Verfügbarkeit des Autos und verständige mich mit ihm darauf alles weitere am nächsten Tag auszuhandeln. Dann wollten wir den Wagen nämlich in Empfang nehmen.
Nach einer kurzen Rückkehr in unser Haus fuhren wir mit einem der Pickup-Taxis nach Chaweng, dem touristischsten Teil von Koh Samui. Dort wollten wir ein paar notwendige Dinge einkaufen und den dortigen Strand genießen. Normale Taxis gibt es zwar auch, doch die oben genannten Pickup-Taxis sind bei größeren Gruppen tatsächlich bequemer und vermutlich auch preiswerter. Auf der Ladefläche der Pickups sind hier zwei Sitzbänke, sowie zwei Wänder und ein Dach montiert. Man nennt dem Fahrer den Zielwunsch, handelt mit ihm den Preis aus und springt auf die Bänke. Dann geht es in waghalsigen Gas-Bremse-Lenkmanövern, während denen wir uns schon auf unsere eigenen Fahrerlebnisse die kommenden Tage freuten, in Richtung Ziel. Ein Taxi oder Pickup zu finden, ist tatsächlich das Gegenteil von schwer. Wie schon kürzlich erwähnt, wird man als Tourist im Schnitt einmal pro Minute von vorbeifahrenden Fahrern angehupt, ob man denn nicht mitfahren möchte.
Tag 4: Cachen auf Koh Samui
Wie jeden Morgen ging es wieder zum „Thailänder an der Ecke“. Heute probierte ich Ranya with Pork, ohne dass jemand von uns wusste, was das im Detail war. Es handelte sich dabei um ein suppenartiges Gericht mit einer Art von glibschigen Glasnudeln sowie verschiedenem Gemüse wie z.B. Blumenkohl und natürlich vielen Kräutern; die Brühe hatte eine etwas festere Konsistenz. Eben wegen des seltsamen, etwas schleimigen Mundgefühls des Gerichts werde ich es wohl nicht noch einmal probieren, es war allerdings ansonsten sehr schmackhaft.
Wir entschieden uns heute an den Strand von Mae Nam zu fahren, vor allem um dort zu cachen. In Mae Nam sollte es fünf Caches auf engerem Raum (innerhalb von knapp drei Quadratkilometern) geben, ein sehr kurzer Multi sowie vier Traditionals. Insgesamt gab es im Raum Koh Samui bei unserem Urlaub aktuell zehn mögliche Caches, wobei die anderen fünf sehr weit auseinander lagen und sinnvoll nur mit dem Auto erreichbar waren. Diese wollten wir dann während der drei Tage angehen, an denen wir das Auto mieteten. Bis Samstag (also Tag 6) fiel ich wegen fehlender Brille als Fahrer noch aus. Zwar hatten insgesamt drei von uns einen internationalen Führerschein, der zum Fahren notwendig war, doch natürlich wollte ich mir den Spaß auch gönnen.
Apropos fehlende Brille: Noch insgesamt zweieinhalb Tage muss ich ohne Brille zurechtkommen, was sich für mich erwartungsgemäß als ziemlich hart herausstellt. Bei mehr als fünfzehn Zentimetern Abstand zu irgendeinem Text kann ich diesen nicht mehr lesen (in diesem Moment des Schreibens hänge ich mit der Nase fast auf dem Display), außerdem erkenne ich sogar größere Dinge nicht mehr, wenn sie circa zehn Meter entfernt sind. Sie sind einfach eine verschwommene Farbmasse. Gesichter kann ich ab circa fünf Metern nicht mehr richtig erkennen, es sei denn ich kann die Möglichkeiten einschränken, weiß also, es muss sich um a, b oder c handeln. Das und vieles mehr schränkt enorm ein. Trotzdem habe ich noch viel Freude am Urlaub, weil ich die Szenerie im Großen und Ganzen noch bemerke, die Atmosphäre und die neuen Eindrücke immer noch aufsaugen und mich mit Freunden unterhalten kann, aus dem alten Arbeitstrott immer noch draußen bin. Ich muss nur an alles dicht heran gehen, um es genau zu erkennen. Bei all dem, bei dem das nicht möglich ist… gut, das ist eben ein impressionistisches Gemälde für mich. Auch mal ganz nett für drei Tage.
Wir gingen einen knappen Kilometer am Strand entlang und bogen schließlich in Richtung Inselinneres wieder ein. Nach einhundert Metern erreichten wir den zweiten Cache, den wir ebenso leicht wie den ersten fanden. Der nächste sollte einen weiteren Kilometer entfernt in einem Café liegen. Leider brannte die Mittagshitze zu diesem Zeitpunkt schon sehr stark, und der Weg dorthin führte uns an einer dicht befahrenen Hauptstraße im Inneren von Mae Nam entlang. Hier, ungefähr dreihundert Meter vom Strand und den Resorts entfernt, war natürlich nichts mehr idyllisch, sondern alles heiß, staubig und laut.
Wir kamen trotzdem am Café an, um zu bemerken, dass es geschlossen war. Vermutlich handelte es sich um eine Bar, die nur abends bzw. nachts geöffnet war. Überhaupt bemerkte ich, dass das bei sehr vielen Lokalitäten der Fall war: Entweder stürzten sie sich auf das morgendliche (einheimisch orientierte) oder das abendliche (touristisch orientierte) Geschäft. Wir ließen uns in einem sehr touristischen, leeren, aber geöffneten Café nebenan nieder und beratschlagten bei einem sehr kondensig schmeckenden Eiskaffee über das weitere Vorgehen, während wir von der ungefähr vierjährigen, thailändischen Tochter der Inhaberin mit Erfrischungstüchern versorgt wurden. Nasebaer und ich wollten mit MacKenzie noch den Multi und den letzten Traditional angehen, während Ishtar es sich wegen der Mittagshitze lieber mit einem Buch gemütlich machte.
Tag 5: Ruhetag in Mae Nam
Heute gingen wir nach dem Frühstück alle auf eigene Faust durch die Gegend. Ich selbst brach erneut nach Mae Nam auf, um mir einen entspannten Ruhetag am Strand zu gönnen. Ishtar und nasebaer entschieden sich für Chaweng Beach, zwecks anschließender Einkaufstour in der belebten City. MacKenzie brach alleine ebenfalls nach Chaweng auf, um sich eine Shoppingtour zwecks Souvenir- und Geschenkexport nach Deutschland zu geben.
Ich war immer noch ohne Brille und darum etwas in Sorge, ob ich überhaupt ein Taxi auf der Straße erkennen würde, um es anzuhalten. Doch einigermaßen ging das noch, da die Pickups und Taxis doch auch auf größere Entfernung (oder mit schlechterem Augenmaß) gut zu erkennen sind. Trotzdem musste ich eine Weile stiefeln; vor allem nach der Abbiegung zur Inselmetropole Chaweng war kein Taxi mehr in Sicht. Scheinbar ist die Strecke Bangrak – Mae Nam nicht sehr einträglich, zudem war heute morgen sowieso erschreckend wenig los.
Schließlich hielt doch noch ein Taxi: Ein Motoroller! Der Fahrer erkannte mich als Tourist und wollte 200 Baht; ich schlug 100 vor und wir einigten uns bei 120. Wenn ich mir die Geschichten von MacKenzie anhöre, die eine klimatisierte Taxifahrt bis Chaweng (zwar nicht so weit entfernt, aber trotzdem) für 60 Baht erfeilscht hat, war das aber immer noch zu teuer. Dafür war die Motoroller-Fahrt sehr spaßig und machte Lust, sich selbst so ein Ding demnächst zu mieten.
In Mae Nam wanderte ich nach einem Drink den Strand entlang, und entspannte für einige Stunden. Sonne fiel zwar nach der Hälfte flach, dafür kam ein kühler Wind auf; doch immerhin regnete es nicht wie in Chaweng, wie mir Ishtar und nasebaer später erzählten.
Was ich bemerkte: Ich befand mich an einem Strandgebiet, an das ein Resort angrenzt. Hier verhalten sich die Bauchlädenverkäufer weitaus weniger penetrant wie am Vortag in Chaweng am Strand erlebt. Dort war der Strand an unserer Stelle „frei“, also ohne Bungalows im Ufergebiet dahinter. Viel los war auch in Mae Nam nicht, nur vereinzelt räkelten sich Urlauber auf ihren Decken. Manchmal sagten einige Hunde guten Tag und legten sich direkt neben mich, entweder auf der Suche nach einer Essensgabe oder Gesellschaft. Auffällig fand ich zudem einen ungefähr Dreißigjährigen, der mit einem sehr jungen Thailänder lange am Strand entlang flanierte und unter anderem von ihm Fotos machte. Was natürlich erstmal nichts bedeutete; trotzdem kam ich ins Grübeln.
Tag 6: In Nathon
Zuallererst muss ich einen Urschrei und ein Riesenlob loswerden: Ich kann wieder sehen! Und das seit gestern. MacKenzie war bei ihrem Trip nach Chaweng vor dem Geschäft des Optikers vorbeigekommen, bei dem ich zwei Tage vorher meine neue Brille geordert hatte. Sie war von ihm sofort erkannt worden, er aus dem Geschäft gestürzt und hatte ihr meine neue Brille überreicht, die zwei Tage früher fertig geworden war. Wer hätte das gedacht und erwartet: Eine individuell angefertigte Brille (Gläser und Fassung wurden aus zwei anderen Brillenmodellen kombiniert, was möglich war, da es sich um ein randloses Gestell handelte) mit der für mich angepassten Stärke der Gläser innerhalb von zwei Tagen! Und dann erkennt der Optiker noch eine der Begleitpersonen des Kunden auf der Straße (wir waren zu viert in dem Geschäft)! Solch einen Service will ich auch in Deutschland beim Optiker.
An diesem Morgen wich unsere kleine Reisegruppe ein wenig von der seit dem Urlaubsbeginn gepflegten Morgenroutine ab und ging nicht beim Thailänder um die Ecke essen. Ishtar verspürte große Lust nach etwas kulinarischer Abwechslung, der wir anderen gerne folgten. Wir organisierten uns daher ein Taxi nach Nathon, der Inselhauptstadt im Westen von Koh Samui, wo auch die Fähren vom Festland anlanden.
Nach dem Essen trennte sich unsere Gruppe. MacKenzie und ich wanderten durch Nathon City, statteten unter anderem einem Buchladen, der Post, dem Markt und zwei Malls einen Besuch ab, wobei eine davon die lokale Filiale von Tesco war. Als wir dort eintraten, fühlten wir uns gegenüber der Umgebung der Stadt wie in einer anderen Welt. Es war alles bis zum Hochglanz sauber, wirkte fast steril; die Regele waren von der Kategorisierung ähnlich bepackt, und im Eingangsbereich waren eine Reihe von kleineren Läden wie eine Kaffeebar oder ein Optiker. Vom Aufbau her hätten wir uns damit auch in einem europäischen Walmart oder einem deutschen Rewe befinden können, nur waren natürlich die Waren asiatisch. An der Frischfleisch- und Frischfischtheke herrschte zudem Selbstbedienung: Die Waren lagerten wie am Markt frei aus und konnten wie in Deutschland bei Gemüse oder Obst vom Kunden selbst in Tüten verpackt und mitgenommen werden. Hier sah man natürlich einiges, was es zumindest in Deutschland so in den meisten Geschäften nicht gäbe, wie beispielsweise frische Muscheln.
Am Nachmittag gingen Ishtar und nasebaer noch zu einem der zahlreichen Massagesalons und ließen sich Nacken und Schultern beziehungsweise die Füße massieren. Sie waren voll des Lobes und begeistert über das Ergebnis, was bei MacKenzie und mir Begehrlichkeiten weckte. Den Abschluss des Tages vor dem Abendessen bildete eine Runde Pool-Billard bei ein paar Shakes und Cocktails im „Koh Samui Pier“. Wer da die meisten Spiele gewonnen hat, erwähne ich mal nicht. Man ist ja bescheiden.
Tag 7: Abenteuerliche Rundfahrt
Nach dem Frühstück schlugen wir diesen Morgen erneut beim britischen Autoverleiher auf, da wir heute die große Inselrundfahrt antreten wollten. Einige bisher noch nicht gesehene Touristenattraktionen sollten noch erkundet und bei dieser Gelegenheit die verbliebenen Geocaches auf der Insel gehoben werden. Wir erstanden hier einen Suzuki Vitara mit Vierradantrieb, der heute noch sehr wichtig werden sollte. Zuerst bot uns der Brite ein gewöhnliches Coupé mit Zweiradantrieb an; als er aber hörte, dass uns unser Weg auch in die Mitte der Insel führen sollte, schwenkte er um und gestand uns zu, dass wir 4×4 benötigten. Er schickte einen Kollegen zu sich nach Hause, wo er noch einen Vitara stehen hatte.
Ich wurde als Fahrer auserkoren und durfte mich mit dem ungewohnten Linksverkehr, dem Vitara und den thailändischen Gepflogenheiten im Straßenverkehr auseinandersetzen. Mit dem Auto kam ich nach relativ kurzer Zeit klar; ebenso mit den thailändischen Gepflogenheiten, da ich mich eher defensiv verhielt und nur dann überholte, wenn es notwendig war. Der Linksverkehr und meine manchmal auf engeren Wegen hervorblitzende Routine im Rechtsverkehr nötigte meinen drei Gefährten aber dann doch häufiger ein lautes „Liiiiiinks!“ ab. Als sehr spaßig für die vorne sitzenden stellte sich die eine oder andere Bodenwelle auf Landstraßen heraus, da hier das Auto bei mehr als 60km/h deutlich zu hüpfen begann. Die hinten sitzenden hatten daran nicht ganz so viel Freude, wurden dabei doch Hintern und Schädeldecke auf ihre Schlagfestigkeit geprüft. Das führte wiederum zu häufigen „Weeeeelleeeeeee!“-Rufen.
Wir fuhren danach einige der Touristenpunkte ab. Im wesentlichen will ich hierüber nicht viele Worte verlieren, da das kaum sonderlich interessant zu beschreiben ist. Man muss die Orte einfach sehen. Besuchte Orte waren „Der Pappa und der Mamma-Felsen“ (zwei interessante Gesteinsformationen), der „Mummified Monk“, „Buddha Footprint“ und der „Hin Lad Waterfall“ (der zu diesem Zeitpunkt leider tot war, also kein Wasser führte). Hiernach wurde es abenteuerlich.
Tag 8: Im Massageparadies
Heute teilten wir uns wieder auf, und da ich einen ruhigen Tag am Strand von Bangrak – nur einen Steinwurf entfernt von unserem Guest-House – verbracht habe, gibt es nicht viel zu berichten. Inzwischen könnte ich gerade angekommenen Touristen immerhin schon ein wenig über die Orte auf der Insel und deren Strände erzählen.
Bangrak besitzt einen sehr schmalen Strand, der weniger stark bevölkert zu sein scheint. Er liegt zudem im Norden der Insel, weswegen man das eine oder andere schattige Plätzchen ergattern kann. Außerdem wurde mir hier an diesem Tag zweimal Gras angeboten, was mir in Chaweng oder Mae Nam nicht widerfahren ist. Zusammen mit dem abendlichen Flair der Hauptstraße würde ich Bangrak daher als preiswerte Feieralternative zu Chaweng brandmarken.
Im nördlichen Westen ist mir noch Mae Nam bekannt. Der Strand ist sehr schön sowie extrem ruhig und entspannend, da sich hier nur Resorts und Bungalows befinden. Bauchladenverkäufer sind sehr spärlich gesäht und verschwinden meist sofort nach einem „No, thanks“. Die Hauptstraße ist eher unspannend und gewerblich orientiert. Wer Ruhe und Entspannung sucht, sollte sich ansonsten noch die Tong Son Bay im Nordosten anschauen. Sie liegt eher abgelegen von der Ringstraße um die Insel.
Auf Vorschlag bekam ich außerdem noch eine ausführliche Fußpflege, bei der mir gefühlte einhundert Gramm Hornhaut von der Sohle gerubbelt wurde. Das Ganze kitzelte zwar gehörig, aber das Ergebnis konnte sich sehen oder vielmehr fühlen lassen. Der Spaß kostete insgesamt 600 Baht, also ungefähr 15 Euro (400 Baht für die „Aloe Vera Massage“). Eine „Shoulder and Neck“ würde mit gerade einmal 200 Baht zu Buche schlagen, was Ishtar und nasebaer dazu brachte, so oft als möglich das Etablissement zu besuchen, da die Massagen wirklich gut und das Ergebnis deutlich spürbar war. Meine Empfehlung daher: Wer Thailand besucht, sollte sich die Erfahrung zumindest einmal gönnen, zu einer solchen Massage zu gehen!
Tag 9: Bakschisch
Heute mussten MacKenzie und ich auf Ishtar und nasebaer verzichten, die sich leider den Magen verdorben hatten. Der genaue Grund war relativ klar: es schien an schlechtem Fisch gelegen zu haben. Unsicher war aber der Ort der Infektion. An sich konnte es nur in einem von zwei großen Restaurants für Touristen passiert sein: Das „Dancing Crab“ von vor zwei Tagen, wo beide unter anderem Austern zu sich genommen hatten, aber wo das Essen an sich tadellos und vorzüglich gewesen war; oder der „Samui Pier“, wo wir gestern Abend noch gegessen hatten und wo wir vom Essen aber absolut nicht überzeugt gewesen waren.
Der Strandtag fiel also flach, worüber ich nicht unglücklich war, da ich auch heute noch den gestern zugezogenen Sonnenbrand genoss. MacKenzie und ich entschieden uns daher für eine kurze Shoppingtour nach Chaweng, um eine Reisetasche zu erstehen und Postkarten wegzubringen. Ich konnte dort dann auch nicht dem sinnlosen Kauf von zumindest einem Souvenir nicht widerstehen und erstand eine einigermaßen schmucke Tischlampe. Beim Aushandeln des Preises war wieder gehörig Bakschisch nötig: Der Verkäufer forderte mich auf, ein Angebot zu machen. Ich startete mit sinnlosen 120 Baht, der Verkäufer erwiderte 680. Über 320 (ich), 550 (er) und 420 (ich) einigten wir uns schließlich auf 450 Baht. Irgendwie wird jeder Einkauf so zu einem interessanten Wettkampf.
Genauso interessant war die Aushandlung unserer Rückfahrt. Der Taxifahrer zog einen offiziös aussehenden, aber natürlich sinnfreien, laminierten DIN-A4-Bogen aus der Fahrertür hervor, wo – ähnlich zu Preisaushängen in Europa – gefühlt jede Kombination von Start/Ziel-Punkten mit einem Preis notiert war. Chaweng-Bangrak war dort mit 350 angegeben. Spannend, MacKenzie hatte vor einigen Tagen diese Fahrt, ebenfalls in einem klimatisierten Taxi, noch für 60 Baht bekommen. Wir schafften es nun immerhin auf 200 Baht für beide.
Tag 12: Abfahrt
Der Abfahrtstag. Ein sehr schöner Urlaub neigt sich nun seinem Ende entgegen und Wehmut macht sich breit. Ein wenig länger die Sonne und die Wärme genießen; ein wenig mehr vielleicht noch entdecken (Touren zum Festland, nach Koh Phangan oder gar nach Malaysia wären möglich gewesen); ein wenig länger entspannen, so viel und in Ruhe am Stück gelesen habe ich lange nicht mehr. Nun ja, vorbei. Es bleiben schöne Erinnerungen.
Wer sich wundert, dass hier doch ein paar Tage fehlen im Bericht, dem sei gesagt, dass es von diesen Tagen nichts Spannendes zu schreiben gibt. Sie wurden zur Entspannung genutzt, zum Relaxen, zum Kraft tanken. An einem Tag hat es fast durchgängig geschüttet wie aus Eimern; Regenzeit und Monsun eben. Auf den Straßen bildeten sich kleine Sturzbäche, und innerhalb von Minuten wäre man durchnässt gewesen. Wir dachten schon, es würde nun so weitergehen. Doch die anderen Tage war das Wetter dann wieder besser.
Während MacKenzie und Ishtar sich noch eine letzte Massage gönnten, säuberten nasebaer und ich den Boden des Hauses und packten unsere sieben Sachen. Die Chefin vom Massagesalon hatte uns inzwischen richtig lieb gewonnen, zählten wir die letzten Tage doch zu ihren Stammkunden. War ich selbst zwar nur einmal dort gewesen, erkannte sie mich trotzdem auf der Straße, als ich alleine einkaufen ging, und trug mir Abschiedsgrüße für die anderen auf und wünschte einen guten Flug. Unser Vermieter chauffierte uns schließlich gegen 18 Uhr zum Flughafen. Fröhlich erkundigte er sich nach unseren Erlebnissen und erfreute sich daran, dass wir den Glastisch gewischt hatten. Das würden nur Deutsche machen.
In Bangkok mussten wir beim Transfer zum Abfluggate nach Dubai insgesamt dreimal durch einen Securitycheck. Das dürfte einsamer Rekord sein. Unnötig und nervig, da jedesmal der Gürtel ausgezogen, das Notebook aus dem Rucksack gekramt und die Taschen geleert werden mussten. Immerhin die Schuhe auszuziehen blieb mir dank fehlender metallener Absätze erspart. Nächstes Mal lasse ich aber wohl meinen Gürtel gleich abgeschnallt und binde mir eine Schnur um den Bauch.